Der Duft von gebratenem Fleisch lässt fast jedem von uns das Wasser im Mund zusammenlaufen und ganz besonders auch die Kinder lieben Fleisch in allen erdenklichen Formen, von der Leberkäsesemmel bis zum Würstl am Grill.

Warum also ist es in manchen Kreisen so „unchic“ geworden, sich als bekennender Fleischliebhaber zu outen, wenn doch unser Körper eine so eindeutige Sprache spricht?

Fleisch gilt seit jeher als Statussymbol, als Symbol für Wohlstand, Macht, aber auch Lebensfreude und Genussfähigkeit. Nicht zu unrecht, wie ich meine, denn Fleisch hat, so wie die meisten tierischen Lebensmittel, eine sehr hohe Konzentration an Nährstoffen und essentiellen Aminosäuren und ein gutes Stück Fleisch ist einfach das i-Tüpfelchen eines gesellschaftlichen Beisammenseins.

Vielleicht ist deshalb unser Körper noch so programmiert, weil deswegen Fleisch ein entscheidender Faktor sein konnte, ob man den Strapazen des harten Alltags die Stirn bieten konnte und den evolutionstechnischen Herausforderungen gewachsen war.

Die Umstände haben sich geändert, wir brauchen nicht mehr körperlich so stark arbeiten, es gilt nicht mehr fressen oder gefressen werden (zumindest nicht im wahrsten Sinn des Wortes) und wir hinterfragen kritischer denn je, in welcher Form wir das Recht haben, die Schöpfung zu nutzen.

Fleisch zu essen heisst natürlich, Tiere töten zu müssen. Das ist auf den ersten Blick sehr egoistisch und fast barbarisch. Haben wir das Recht dazu? vielleicht auch unter welchen Umständen?

Ganz objektiv betrachtet, ist das Leben ein steter Kreislauf von Geburt und Tod, jeder Handgriff von uns hat das zur Folge, man zerquetscht unsichtbare Lebewesen an der Hand, man steigt auf kleinere oder größere Tierchen am Boden, sie sterben und verschwinden und so ist wieder Platz für neues Leben. Für jedes Häupel Salat sterben mit Sicherheit mehr Individuen in Form der Schädlingsbekämpfung (von den Erdflöhen bis zu den Läusen) als man je in einem Menschenleben an Fleisch zb. von Rindern essen kann. Wo liegt da die Grenze? Gibt es überhaupt eine? Ist nicht jedes Leben gleich viel Wert?

Die Grenze gilt für mich nur zwischen menschlichem und tierischem Leben. Kein Mensch hat das Recht, über menschliches Leben zu verfügen, aber der Mensch hat sogar die Pflicht, tierisches Leben zu nutzen. Es ist (unter anderem) unser Schöpfungsauftrag und es nicht zu tun, wäre pure Verschwendung.

Nutzen heisst aber nicht Raubbau, Quälerei oder Maßlosigkeit. Nutzen heisst nachhaltiges, verantwortungsbewusstes, achtvolles Handeln. Im Bezug auf Fleisch sollte dies eine möglichst artgerechte Haltung, wertschätzender Umgang mit den Tieren, stressfreies, achtvolles Töten und vollständige, werterhaltende Verarbeitung sein.

Wir in den reicheren Ländern essen mit Sicherheit zuviel Fleisch, mehr als uns guttut und auch mehr, als wir „Anrecht“ darauf haben. Darum sollte unser Ansatz sein, weniger, dafür ethisch korrekter gewachsenes Fleisch zu konsumieren und für eine gerechtere Verteilung zu sorgen.

......aber, ganz ehrlich, ist nicht ein ein tolles Steak, ein knuspriges Schnitzel, ein Carpaccio oder ein beef tartar einfach so verführerisch, dass es uns leider (oder Gott sei Dank) viel zu oft das Drumherum vergessen lässt....